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Historische Entwicklung der Schule Bötzow

1. Von den Anfängen bis 1945

19 Jahre jung ist die Grundschule Bötzow, die mit Beginn des Schuljahres 1991/92 aus der „Erich-Weinert-Oberschule Bötzow“ hervorging.

 

Das Schulleben selbst ist in Bötzow dagegen sehr alt, die älteste Nachricht über unsere Schule stammt laut Bötzower Kirchenbücher aus dem Jahre 1694. Der damalige Schulmeister und Küster hieß Herr Thomas Brüher.

 

Um 1715 gab es in unserem Ort noch ca. 50 % Analphabeten. Hieran hatten die Gutsarbeiterfamilien den weitaus größten Anteil, weil ihre Kinder fast immer mitarbeiten mussten, um die Familie am Leben zu erhalten.

 

Im Jahre 1717 wurde in Preußen die allgemeine Schulpflicht für 5 – 13jährige Kinder eingeführt. Die zu dieser Zeit existierenden Schulen wurden jedoch schlecht besucht. Viele Kinder mussten nach wie vor den Eltern bei der Feld- und Hofarbeit zur Hand gehen und konnten deshalb nur im Winter die Schule regelmäßig besuchen. Anfang des 19. Jahrhunderts befand sich das Schulhaus auf dem heutigen Kraatzschen Grundstück in der Dorfaue

 

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Der erste Lehrer Bötzows, über den wir etwas Näheres erfuhren, war Herr Krüger, der von 1847 – 1888 an der Bötzower Schule unterrichtete.

 

Über seinen Amtsantritt schreibt er:

„Im Jahre 1847 wurde ich von der Königlichen Regierung zu Potsdam zu dem Schulamt in Bötzow berufen und zog, nachdem ich am 28. Februar die gesetzliche Kirchenprobe angehalten, und unterm 4. März desselben Jahres von der Regierung zu Potsdam meine Bestätigung ausgefertigt worden, am 25. März meinen Einzug in Bötzow. Als ich hier mein Amt antrat, fand ich 150 Schulkinder vor und wurden dieselben im Winter zusammen unterrichtet.“ (Quelle Schulchronik von Bötzow)

 

150 Schüler und nur 1 Lehrer – heute für uns absolut unvorstellbar! Die Besoldung des Lehrers erfolgte zu dieser Zeit noch immer durch Naturalien (Lebensmittel), die die Bauern ihm liefern mussten.

 

Auf einem Bild aus dem Jahre 1879 ist Lehrer Krüger mit 62 seiner Schülern zu sehen, sowohl er als auch die Kinder blicken ernst in die Kamera – unter ihnen Wilhelm Falkenberg, aus dessen Nachlass das Foto stammt.

 

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1855 begann man in Bötzow mit einem Schulneubau. Am 7. Oktober 1855 wurde die neue Schule (das heutige alte Schulgebäude) feierlich eingeweiht.

 

Aus der Schulchronik erfahren wir dazu folgendes:

„Das neue Schulhaus ist 61 Fuß lang und 38 Fuß tief. Es befinden sich darin: 2 Schulstuben, welche gleich groß sind und eine jede für 84 Kinder berechnet ist.“ (Quelle: Schulchronik von Bötzow)

 

1887 wurde ein 2. Lehrer – Herr Sonntag – eingestellt.

 

Ihn und seine Schüler sehen wir auf einem Foto von 1888, das heute im Besitz der Familie Wittek ist.

 

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Kurz nach der Einstellung Lehrer Sonntags erkrankte Lehrer Krüger an Asthma und starb kurze Zeit später. Sein Kollege Sonntag widmete ihm folgenden Nachruf: „Der Dahingeschiedene war ein treuer, peinlich pünktlicher Lehrer, Organist und Küster, der allerdings wegen seiner Milde gegen die Kinder oft das nicht erreichte, was er erreichen wollte. Sanft ruhe Seine Asche!“ (Quelle: Schulchronik von Bötzow)

 

In der Folgezeit wechselten die Lehrer in Bötzow sehr häufig, kein anderer – bis heute nicht! – reichte an die Dienstzeit Lehrer Krügers heran. Die meisten Lehrer blieben nur wenige Jahre, obwohl sich die Bedingungen für die Lehrer verbesserten.

 

1892 wurde am östlichen Giebel des Schulhauses eine Wohnstube für den 1. Lehrer gebaut, ein 2. Lehrer unterstützte den 1. bei seiner schweren Erziehungsarbeit, der Lohn wurde ab 1876 in Mark gezahlt.

 

1898 wurde die 2. Lehrerstelle vom Schulamtskandidaten Binger besetzt, der dem Turnunterricht große Aufmerksamkeit widmete. Die Gemeinde schaffte Sportgeräte - 2 Barren und 1 Reck- an, um besonders die Jungen sportlich zu ertüchtigen.

 

Bereits zu dieser Zeit fanden neben dem Schulunterricht jährliche Ausflüge und Wanderungen in die Berliner Umgebung u.a. dem Berliner Zoo statt.

 

1924 verlängerte man das Schulgebäude und setzte ein Stockwerk oben drauf. In den unteren Etagen war es jetzt möglich, in 4 Klassen zu unterrichten. Das war nun dringend erforderlich, da sich die Schülerzahl durch das Anwachsen Bötzows (Neu-Bötzow entstand) auf 194 im Jahre 1923 vergrößert hatte.

 

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Schulgebäude 1923

 

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von links nach rechts:

Herr Müller, Lehrer 1928 Herr Gerhardt, Herr Klawitter, Frau Tietz, Herr Langewisch,

Protokoll der Lehrerkonferenz 1928

 

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In den 20iger Jahren des 20. Jahrhunderts fanden Schulausflüge nach Potsdam, in den Spreewald, Harz, nach Thüringen, zur Mecklenburger Seenplatte u.v.m. statt. Auch zahlreiche Schulfeiern und Sportveranstaltungen bereicherten das Schulleben.

 

1936 reichte der Platz trotzdem nicht mehr aus. Man richtete deshalb im ehemaligen Gutshaus (heute steht dort die Turnhalle) 2 weitere Klassenzimmer und eine Lehrerwohnung ein.

 

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In der Nazizeit (1933 – 45) und besonders während des II. Weltkrieges waren neben mehreren Radtouren und Feiern das Radiohören aller wichtigen Führerreden und zahlreiche Sammelaktionen an der Tagesordnung (Flugblätter, Granatsplitter, Brandplättchen, Ähren, Brennnesseln, Blaubeerblätter).

 

Auf dem Dachboden des umgebauten Gutshauses befand sich eine Seidenraupenzucht, deren Fütterung mit Maulbeerblättern verschiedenen Klassen oblag.

 

2. Schulwesen von 1945 bis 1991

Nach längerer Unterbrechung durch die Wirren des Kriegsendes fand ab Oktober 45 wieder ein geregelter Schulbetrieb statt. Der Unterricht fand im alten Schulhaus vormittags für die Klassen 1 – 4, nachmittags für die Klassen 5 – 7 statt. Eine 8. Klasse gab es nicht, da wegen des längeren Unterrichtsausfalls keine Versetzung stattgefunden hat.

 

Im Schuljahr 1947/48 normalisierte sich der Unterricht. Die ersten Neulehrer kamen nach Bötzow und jede Klasse bekam einen eigenen Klassenraum im alten Schulhaus oder im alten Gutshaus.

 

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 1947 Lehrerin Frau Rosenald

 

Im Gutshaus wurde zusätzlich ein Turn- und ein Werkraum eingerichtet. Lehrer und Schulleiter wechselten mehrfach. Während der Amtszeit des Schulleiters Rudi Wiedermann (1957-1989) wurde eine neue Schule gebaut (1959/60), die am 1. Juni 1964 bei einer feierlichen Namensgebung den Namen „Erich-Weinert-Oberschule Bötzow“ erhielt. Unter den vielen Gästen war auch die Witwe des Dichters, Li Weinert.

 

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Im selben Jahr wurde das Unterrichtsfach „Schulgarten eingeführt, der 1. Schulgarten befand sich auf dem Eckgrundstück (Schönwalder Straße / Dorfaue).

 

Erst 1970 entstand der neue Garten an der Schule, der heute im Sach- oder Biologieunterricht von allen Schülern der Schule bearbeitet wird.

 

1974 bekam Bötzow erstmals eine 9. Klasse, die Schule wurde zur „10-klassigen polytechnischen Oberschule“ ausgebaut. Diese Schulform existierte bis zum Sommer 1991. Ein ständiger Lehrerwechsel ist auch in dieser Zeit zu verzeichnen.

 

3. Grundschule in Bötzow

Mit Beginn des Schuljahres 1991/92 wurde das Schulwesen in ganz Brandenburg erneut umgestaltet. Die Bötzower Schule wurde zur 6jährigen Grundschule „degradiert“ und verlor zahlreiche Schüler und Lehrer. Schulleiterin wurde Frau Speckbrock.

 

In den folgenden Jahren gestaltete sich an der einzügigen Schule eine fast familiäre Lernatmosphäre. 7 Lehrer unterrichteten im Durchschnitt 125 Bötzower Schüler.

 

Nachdem in Marwitz 1993 die Schule geschlossen wurde, kamen die ersten Marwitzer Kinder mit Beginn des Schuljahres 1993/94 in die Bötzower Schule. Ihre Zahl stieg stetig und bald gingen fast alle Marwitzer Grundschüler in die hiesige Schule. Dadurch und durch viele Zuzüge aus Berlin, vergrößerte sich die Schülerzahl rasch, die Räume wurden knapp.

 

Bis zur Aufstockung des Schulmitteltraktes im Jahre 1997 wurde das Problem durch eine Containeraufstellung gelöst. An der inzwischen zweizügigen Grundschule werden 265 Schüler:innen von 15 Lehrer:innen unterrichtet.

 

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Seit dem Ausscheiden von Frau Speckbrock im Sommer 2010 leitet Frau Steinke (anfangs noch kommissarisch) die Grundschule Bötzow.

 

Im Herbst desselben Jahres wurde der Schulerweiterungsbau, durch welchen für die Schule zwei neue Klassen- und weitere Teilungsräume zur Verfügung gestellt wurden, eröffnet. Dem Hort  diente dieser bis 2019 als 2. Hortgebäude.

 

Im Jahre 2011 wurde das Hauptschulgebäude umfangreich energetisch saniert und erstrahlt in neuem Glanze. Der neu entstandene Essenspavillon auf dem Schulgelände trug wesentlich zur Verbesserung der Schulspeiseneinnahme bei.

 

Auch im darauf folgenden Jahr investierte die Gemeinde Oberkrämer eine stolze Summe, um die Gestaltung des Schulhofes voran zu treiben.

 

Seit 2019 ist unsere Schule "Schule für gemeinsames Lernen". Inzwischen lernen hier etwa 300 Schüler:innen, die von 25 Lehrkräften unterrichtet werden. Um für eine solche Anzahl auch einen qualifizierten Sportunterricht anbieten zu können, wird in diesem Jahr (2021) auf dem Schulgelände mit dem Bau einer neuen Schulsporthalle begonnen.